Book
German
ID: <
10670/1.i273ya>
Abstract
Aufgrund seines lyrischen Werks wird Günter Eich oft als Epigone Wilhelm Lehmanns betrachtet, ein literarisches Erbe, das Eich nachdrücklich für sich beanspruchte. Einzig Wilhelm Lehmann selbst wies zeit seines Lebens jede literarische Ähnlichkeit von sich, entrüstet über jene Gedichte, in denen sich sein um 25 Jahre jüngerer Dichterkollege zu ihm bekannte.Die Untersuchung betrachtet die jahrzehntelange Diskussion zwischen Vorbild und Epigone unter dem Blickwinkel der intergenerationellen Bindungen. Beide Dichter berufen sich auf den „unerreichten Meister aller neuen Lyrik“ Oskar Loerke. Aus dem Wetteifer um das Erbe des verstorbenen Dichters lässt sich eine komplexe Auffassung des Generationenbegriffs herauslesen, die auf Weitergabe, Zusammengehörigkeitsgefühl, aber auch auf Rivalitäten beruht.In der Korrespondenz (Briefe, Widmungsgedichte) und diversen Notizen von Eich und Lehmann wird das Spiel von Anerkennung und Ablehnung thematisiert und poetisch überhöht: Zwischen Abhängigkeit, Anhänglichkeit und zunehmender Emanzipierung eröffnet Eichs sehr persönliche Lesart seiner Vorbilder Loerke und Lehmann einen neuen Weg in das Spannungsfeld von naturmagischer Lyrik und Kahlschlag – was Wilhelm Lehmann nur missfallen konnte.Die unveröffentlichten Archivmaterialien, die der Untersuchung zugrunde liegen, machen persönliche und generationelle Komponenten der Diskussion deutlich und lassen dadurch die rein literarischen Fragen in einem neuen Licht erscheinen.