Article
German
ID: <
oai:bibliotekanauki.pl:1592421>
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DOI: <
10.18276/cgs.2019.28-06>
Abstract
Armin Müllers „Der Puppenkönig und ich“ (1986), Günter Grass’ „Beim Häuten der Zwiebel“ (2006) und Wieland Försters „Tamaschito“ (2017) sind mehr als nur Initiationsgeschichten – oder sollte man einschränkenderweise eher von autobiografischen Aufzeichnungen sprechen? Es sind Abrechnungen mit einer inhumanen Vergangenheit, sie atmen das Credo der Bilanz, einer Rechenschaftslegung, einer harten Selbstbefragung. Erst mit diesen – teils authentischen, teils fiktiven – Bekenntnisbüchern haben die Autoren ein sie quälendes Kapitel ihrer Lebensgeschichte, das zugleich ein unbewältigtes Kapitel der Geschichte der Deutschen ist, niedergeschrieben und sich von einem ihr Leben belastenden Alpdruck befreit. Der Beitrag analysiert diese drei Werke und charakterisiert ihre jugendlichen Protagonisten. In welcher Beziehung steht der Autor zu seinem 16- bzw. 17jährigen Alter Ego in dem jeweiligen Werk? Es wird herausgearbeitet, wie Müller sein Thema – den Verlust der Heimat – mit seines Protagonisten schmerzvoller Verabschiedung der Vergangenheit und dessen zunehmendem Begreifen von realer geschichtlicher Gegenwart verbindet. Für Grass ist dagegen zu konstatieren, dass der geheime Motor für sein Schreiben wohl immer die subjektiv empfundene Schuld – seine einstige Verstricktheit im Nationalsozialismus – gewesen war. Schließlich wird Wieland Försters „Roman einer Gefangenschaft“ als ein an Intensität kaum zu überbietendes Geschehens- und Reflexionskontinuum beschrieben: Das Unmenschliche als Einseitigkeit, als ungeheuerliche Konzentration auf eine Sache, auf einen Gedanken, auf einen Sinn – irgendwie zu überleben.